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Modell der Ortsabhängigkeit

Ich betrachte einen Kristall mit quadratischem Querschnitt 4s2, wie er in der Abbildung 40 gezeigt wird. Er soll beliebig (⇒&inf;) lang sein und das eine Ende soll den effektiven Kristall des Expperiments genügend gut beschreibengif. Die Lichtquellegif befinde sich auf der langen Schwerpunktsachse des Kristalls (x0,0,0).

  figure657
Abbildung 40: Definition der Kristallgeometrie. Ein Photoeffekt erzeugt Licht, welches unter dem Winkel α zwischen der Schwerpunktsachse und der Lichtwelle auf die Ebene der Kristallstirnfläche trifft. Aufgrund der rotationssymetrischen Anordnung spannt das in dieser Ebene betrachtete Licht den Raumwinkel Ω auf.

Die Reflexionsbedingungen sind gegeben durch den kritischen Winkel αkrit=π/4 zwischen der Lichtwelle und der Schwerpunktsachse. Trifft die Lichtwelle unter einem Winkel α<αkrit auf eine Kristalloberfläche, so wird sie wiederum unter dem Winkel α reflektiert. Hingegen werden Lichtwellen für Winkel α>αkrit durch die Kristalloberfläche hindurch gehen. Zusammen mit der rechteckigen Querschnittsfläche des Kristalls führen diese Annahmen zu folgenden Voraussetzungen.

Ich will ausschliesslich den interessanten Fall behandeln. Seine Voraussetzungen stellen sogleich eine Bedingung auf. Für die Abbildung 40 muss stets gelten Ωπ/2 sr ⇒R=x0. Nimmt man den Photoeffekt als den Ursprung der betachteten Lichtwelle, so spannt diese einen Kugelsektor vom Radius 2R und dem Raumwinkel Ω auf.
Beginne ich die Betrachtungen mit der Lichtquelle bei x0=0 und verschiebe diese allmählich gegen x0→&inf;, so bauen sich durch den gewählten Lichtkegel sukzessive rechteckige zur Stirnfläche planparallele Reflexionsgebiete der Fläche 4s2 auf, für welches die Abbildung 41 ein zweidimensionales Beispiel in der x0-z-Ebene darstellt.

Für den dreidimensionalen Fall ist die y-z-Ebene in der Abbildung 42 dargestellt. Der gewählte Lichtkegel hat per Definition einen maximalen Radius R=x0.

      figure682
Abbildung 43: Illustration zu den unterschiedlichen Reflexionsgruppen und deren dazugehörigen Raumwinkelgruppen.
Abbildung 42: Zweidimensionale Darstellung von Reflexionsbeispielen in der y-z-Ebene. Dabei sind n die Anzahl Reflexionen in der x0-z-Ebene und m die Anzahl Reflexionen in der x0-y-Ebene.
Abbildung 41: Zweidimensionale Veranschaulichung der Projektion auf die Ebene der Stirnfläche von drei verschiedenen Reflexionsgebieten.

Betrachtet man die Projektionsebene, welche mit der KristallstirnflÄche zusammenfällt, werden die quadratischen Reflexionsgebiete in der Abbildung 43 vom Zentrum (0,0,0) aus kreisförmig mit dem Radius R aufgebaut. Im folgenden möchte ich kurz die jeweiligen Raumwinkelelemente analytisch herleiten (Ref.[19]). Dabei werde ich, wie in der Abbildung 43 dargestellt, die einzelnen Raumwinkelgruppen Ωζ(x0,s) mit ζ=α,β,γ,δ,ε einzeln berechnen und zuletzt in einem enzigen Ausdruck vereinen. Ωα repräsentiert eine Raumwinkelgruppe, welche die gesamte Stirnfläche des Kristalls abdeckt.

  figure707
Abbildung 44: Illustration zur Symmetriesituation. Die schraffierte Fläche stellt einen Viertel der gesamten Raumwinkelsituation dar. Deshalb genügt es, die Raumwinkelgruppen dieser schraffierten Fläche zu berechnen.

Man kann aus geometrischen Überlegungen sagen, dass die Elemente dieser Raumwinkelgruppe innerhalb des Lichtkegels mit Radius R liegen. Ωβ steht für eine Raumwinkelgruppe, deren Elemente auf dem Rand des Lichtkegels mit Radius R liegen. Das reflexionslose Element stellt der Raumwinkel Ωγ dar. Die letzten beiden Gruppen Ωδ und Ωε sind symmetriebedingte Spezialfälle der ersten beiden Gruppen.

  figure3630
Abbildung 45: Ansicht der Raumwinkelgeometrie.

Ich beginne mit der Berechnung von Ωα(x0,s). Aus Symmetriegründen, wie es die Abbildung 44 illustriert, genügt es, für einen Viertel aller Reflexionsgebiete die Raumwinkel zu berechnen. Gemäss der Abbildung 45 benötige ich dyey; dzez und den Winkel Θ, um das Raumwinkelelemend α zu beschreiben. Dabei können y (⇐y=yey) und z (⇐z=zez) frei gewählt werden.

Damit erhalte ich für Θ eine Funktion Θ=Θ(x0,y,z) mit den Variablen xo, y und z. Analog gilt für den Raumwinkel die Abhängigkeit Ωαα(x0,y,z). Vorerst benötige ich cos(Θ) und den Radius R.

  R = x0ex+yey+zez |R|2 = x02+y2+z2 cos(Θ) = ex{R|R|} = ex{(x0ex+yey+zez)x02+y2+z2} = {x0x02+y2+z2}

und daraus folgt für das Raumwinkelelement α

  d(dΩα) = {cos(Θ)|R|2} dz dy = {x0{(x02+y2+z2}(3/2)} dz dy.

Der Raumwinkel Ω ergibt sich durch zweifache Integration über die Strecken |y|=y2-y1 und |z|=z2-z1.

  ∫d{[∫dΩα} = y1y2z1z2{cos(Θ)|R|2} dz dy = z1z2y1y2{x0{(x02+y2+z2}(3/2)} dz dy

Im Ausdruck (12) habe ich mit den jeweiligen Integrationsbereichen angedeutet, dass ich die Integrale ganz allgemein lösen und dann spezifische Integrationsgrenzen setzen möchte. Gleichung (12) lässt sich ein erstes mal Integrieren.

Ωα(x0,y1,y2,z1,z2) = x0z1z2{y2(x02+z2)x02+y22+z2} dz - x0z1z2{y1(x02+z2)x02+y12+z2} dz

Für die zweite Integration benötige ich folgende Substitutionen:

w {zz2+x02+y12} v {zz2+x02+y22}

Da mit w und v analog zu rechnen ist, genügt es für die weiteren Überlegungen, nur noch w zu betrachten. Ich setze vorübergehend y1≡y.

(5) w2(z2+x02+y2) = z2 z2 = {w2(x02+y2)1-w2} z = {wx02+y21-w2}.

Woraus sich das Differential dz ergibt

dz = x02+y2{[{11-w2}-{12}{w(-2w){(1-w2}(3/2)}}dw = x02+y2&thicksp;{1-w2+w2{(1-w2}(3/2)}&thicksp;dw = {1{(1-w2}(3/2)}&thicksp;dw.

Weiter ist

x02+z2 = {x02(1-w2)+w2(x02+y2)1-w2} = {x02+y2 w21-w2} x02+y2+z2 = {x02+y2w2+y2-y2w21-w2} = {x02+y21-w2}.

Damit schreibt man den Raumwinkel Ωα in folgender Form:

Ωα(x0,y,z1,z2) = x0 y∫w1w2{1-w2(1-w2)x02+y2x02+y2(x02+y2w2){(1-w2}(3/2)}&thicksp;dw = x0 y∫w1w2{dw(x02+y2w2)} = {x0y}∫w1w2{dw{x02y2}+w2}

Für dieses Integral existiert ebenfalls ein analytischer Ausdruck.

Ωα(x0,y,z1,z2) = {x0y}{[{24{x02y2}}arctan{({2w24{x02y2}}}} - {x0y}{[{24{x02y2}}arctan{({2w14{x02y2}}}}

Nun werde ich die Substitutionen (5) wieder rückgängig machen. Das führt mich auf

Ωα(x0,y,z1,z2) = arctan{({y z2x0x02+y2+z22}} - arctan{({y z1x0x02+y2+z11}}.

Um die exakte Form von Ωα nun angeben zu können, muss ich in der Gleichung (12) y≡y1 und y≡y2 nacheinander einsetzen. Somit lautet der effektive Raumwinkel, betrachtet über die Strecken |y|=y2-y1 und |z|=z2-z1:

Ωα(x0,y1,y2,z1,z2) = arctan{({y2 z2x0x02+y22+z22}} - arctan{({y1 z2x0x02+y12+z22}} - arctan{({y2 z1x0x02+y22+z12}} + arctan{({y1 z1x0x02+y12+z12}}

Da ich den Raumwinkel in der Form Ωα = Ωα(x0,s) haben will, muss ich die Integrationsstrecken |y| und |z| in Abhängigkeit von möglichen Reflexionen bringen. Ich suche beispielsweise den Raumwinkel Ωα(x0,n) für die n-te Reflexion an den Seitenflächen unter den Bedingungen

Der Veranschaulichung wegen zeige ich die Abbildung 46, in welcher für die 2. und 3. Reflexionsordnung jeweils ein Beispiel für einen Raumwinkel dargestellt ist.

  figure907
Abbildung 46: Raumwinkelillustration für Reflexionen 2. und 3. Ordnung. Die schraffierten Flächen auf der Projektionskubeloberfläche sind innerhalb jeder Reflexionsordnung kongruent.

Für den reflexionslosen Fall, also für das direkt einfallende Licht, vereinfacht sich die Gleichung (13). Die identischen Integrationsstrecken |y|=y2-y1=|z|=z2-z1 kann ich angeben als s≡y2=-y1=z2=-z1 wobei s gerade die halbe Querschnittslänge des Kristalls ist. Damit wird Gleichung (13) zu

Ωα(x0,s,n=0) = 4arctan{({s2x0x02+2s2}}

Zur Überprüfung betrachte ich den Fall, dass die Lichtquelle ( Photoeffekt) genau in der auszulesenden Stirnfläche positioniert ist. Damit ist die Bedingung x0=0 gesetzt. Ich erwarte, dass der Raumwinkel einer Halbkugel entspricht. Der Ausdruck (14) wird dadurch zu

limx0→0Ωα(x0,s,n=0) = limx0→04arctan{({s2x0x02+2s2}}= 2π

was genau den Erwartungen entspricht.
Der eben konstruierte Fall macht physikalisch wenig Sinn, da die Lichtquelle genau in der Stirnfläche liegt. Ganz allgemein soll durch die Reflexionsanzahl n eine eindeutige Randbedingung für die Lichtquellenposition x0 definiert werden. Anders formuliert kommen für jeden Abstand x0 nur diskrete definierte Reflexionen n in Frage. Beim reflexionslosen Fall n=0 beispielsweise gilt

Fall a) 0x0s Fall b) sx02s Fall c) 2sx0

Im Fall a) wird nicht die gesamte Stirnfläche durch den Raumwinkel abgedeckt. Im Fall b) wird mindestens der in die Stirnfläche projzierte Innkreis des Radius (x0=)R=s abgedeckt, nicht aber die gesamte Stirnfläche 4s2. Im Fall c) wird in der Tat die ganze auszulesende Stirnfläche durch den Raumwinkel abgedeckt. Demnach lautet die exakte Beschreibung für die reflexionslose Situation:

Ω0(x0,s) = 4arctan{({s2x0x02+2 s22}} &quad;mit&quad;x02s

Im weiteren will ich den Raumwinkel Ωα(x0,n,m,s) in Abhängigkeit der beiden Reflexionsparameter n und m bringen. Dazu möchte ich die beiden Parameter kurz definieren.
Definition 1: n ≡ Gesamtzahlzahl der Reflexionen an einem planparallalen Seitenpaar und m ≡ Gesamtzahlzahl der Reflexionen am senkrecht dazu ausgerichteten planparallalen Seitenpaar.
Weil es auf der Schwerpunktsachse A = (x0,0,0) eine Reflexionssymmetrie über 2} gibt, betrachte ich künftig nur noch den symmetrischen Ausschnitt von 2}. Die Abbildungen 42 und 44 haben dies bereits illustriert. Dabei gilt für n und m

n = 1,2,3,&ldots; m = 1,2,3,&ldots;,n.

Die Integrationsgrenzen aus (13) werden gemäss der Abbildung (43) zu

y1 = (2m-1)s y2 = (2m+1)s z1 = (2n-1)s z2 = (2n+1)s

und damit wird Gleichung (13) zu

Ωα(x0,s,n,m) = arctan{({(2m+1)(2n+1)s2x0x02+{[(2m+1)2+(2n+1)2 }s2}} - arctan{({(2m-1)(2n+1)s2x0x02+{[(2m-1)2+(2n+1)2 }s2}} - arctan{({(2m+1)(2n-1)s2x0x02+{[(2m+1)2+(2n-1)2 }s2}} + arctan{({(2m-1)(2n-1)s2x0x02+{[(2m-1)2+(2n-1)2 }s2}} mit&quad;x0(2m+1)2+(2n+1)2s und&quad;n = 1,2,3,&ldots; und&quad;m = 1,2,3,&ldots;,n.

Mit der Konvention [k]∈N sei eine natürliche Zahlgif kann ich den gewünschten Ausdruck für Ωα(x0,s) endlich angeben. Es ist dabei p der prozentuale Lichtverlust pro Reflexion.

Ωα(x0,s) = 4∑n=1[k]m=1[l]p(n+m)Ωα(x0,s,n,m) mit&quad;k={{x02-s2s2}+12} und&quad;l={{x02-(2n+1)2s2s2}-12}.

  figure999
Abbildung: Zwei typische Beispiele für den Raumwinkel Ωβ. Dieser ist die Summe aus dem bereits bekannten Raumwinkel Ωα und dem Raumwinkel Ωβ.

Als nächstes werde ich den Raumwinkel Ωβ(x0,s) berechnen. Die Abbildung 47 illustriert die Besonderheoten dieses Raumwinkels. Zu diesem Zweck muss das aus der Gleichung (3) hervorgehende Doppelintegral gelöst werden

Ωβ{(x0,y1,y2,,z1,R2-y2} = z1R2-y2y1y2{x0&thicksp;dy&thicksp;dz(x02+y2+z2)(3/2)} = x0y1y2{R2-y2(x02+R2-y2)R2+x02}&thicksp;dy - x0y1y2{z1(x02+z12)x02+y2+z12}&thicksp;dy.

Das Integral ist nicht trivial. Aber man findet schliesslich einen analytischen Ausdruck. Ich gebe einige Substituionen für arcsin an, damit die Lösung des Integrals etwas übersichtlicher wird.

t1 = arcsin{({-x0y2+2x0}+{22}} t2 = arcsin{({-x0y2-2x0}-{22}} t3 = arcsin{({-x0y1+2x0}+{22}} t4 = arcsin{({-x0y1-2x0}-{22}}

Ωβ(x0,s,n,m) = -{[{arcsin{({-y2x0}}2}+{t1+t24}} + {[{arcsin{({-y1x0}}2}+{t3+t44}} - arctan{({y2 z1x0x02+y22+z12}} + arctan{({y1 z1x0x02+y12+z12}} + Ωα(x0,s,ŷ12,z1,z2) mit&quad;y1=max{(ŷ1,x02-z22} und&quad;y2=min{(ŷ2,x02-z12} und&quad;z2=min{(z2,x0212} und&quad;ŷ1 = (2m+1)s und&quad;ŷ2 = (2m+3)s und&quad;z1 = (2n+1)s und&quad;z2 = (2n+3)s.

Schliesslich lässt sich der obige Ausdruck zusammenfassend angeben als

Ωβ(x0,s) = 4∑j=1[k]1m=[ln-1]1[ln]p(n+m)Ωβ(x0,s,n,m) mit&quad;k={{x02-s2s2}+12} und&quad;n = [k]-j+1 und&quad; ln={{x02-(2n-1)2s2s2}+12} mit&quad;l0≡1.

Als nächstes werde ich die Raumwinkel Ωγ(x0,s) und Ωδ(x0,s) berechnen. Es handelt sich dabei bloss um zwei Spezialfälle von Ωα(x0,s).

Ωγ(x0,s) = Ωα(x0,s,n,m) mit&quad;m=0 und&quad;n=0.

Ωδ(x0,s) = 4∑n=1[k]p(n+m)Ωα(x0,s,n,m) mit&quad;k={{x02-s2s2}+12} und&quad;m=0.

Zu letzt werde ich den Raumwinkel Ωε(x0,s) berechnen. Analog zum vorher Gesagten handelt es sich auch hier um einen Spezialfall von Ωβ(x0,s).

Ωε(x0,s) = 8p(n+m)Ωβ(x0,s,n,m) mit&quad;n={{x02-s2s2}+12} und&quad;ŷ1=0 und&quad;ŷ2=s und&quad;m = 0

Ich kann nun endlich den gesuchten Raumwinkel Ω(x0,s) angeben

Ω(x0,s) = Ωα(x0,s)+Ωβ(x0,s)+Ωγ(x0,s)+Ωδ(x0,s)+Ωε(x0,s).


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Peter Niederberger
Thu Aug 12 09:29:27 CEST 1999